Wenn Gott dich ruft, etwas Bestimmtes zu tun, gibt es dafür oft nur einen begrenzten Zeitraum, ein Zeitfenster. Während dieser Zeit ist es vergleichsweise leicht, den Willen Gottes zu tun, aber danach ist es entweder viel schwerer oder sogar völlig unmöglich.
Zeitfenster in der Geschichte Israels
Das Volk Israel wurde aus der Knechtschaft in Ägypten befreit und durch die Wüste Sinai geführt. Nach weniger als 2 Jahren kamen sie an die Grenze des verheißenen Landes. Zu diesem Zeitpunkt hätte Israel unter der Führung des Mose das ganze Land einnehmen können. Aber Israel weigerte sich zu gehorchen, und Gott entschied, daß keiner der Rebellen in das Land kommen würde. Ein nachträglicher Versuch Israels, ohne die Erlaubnis Gottes das Land einzunehmen, endete in einer Katastrophe (Num. 15). Anschließend mußten die Israeliten 40 Jahre in der Wüste wandern, bis die gesamte Generation gestorben war, bis sie die Erlaubnis bekamen, in das verheißene Land zu kommen.
Das Buch Josua sagt uns, das Israel die Möglichkeit hatte, das ganze verheißene Land einzunehmen, und daß ihnen niemand widerstehen konnte (Jos. 1, 3 – 5). Aber Israel nahm nicht alles ein (Richter 1, 21 – 36). Dieser Ungehorsam führte dazu, daß Israel dann nicht mehr alles einnehmen konnte (Richter 2, 1-3). Die überlebenden Kanaaniter wurden dann zu einer ständigen Versuchung für Israel, von Gott abzufallen und anderen Göttern zu dienen.
Vor der Zerstörung Jerusalems ließ Gott das Land Israel, seinen König und seine Einwohner oft warnen. Rechtzeitige Umkehr und Gehorsam gegen Gott hätten die kommende Katastrophe abwenden können, aber das geschah nicht. So wurden im Jahr 586 Jerusalem und der Tempel Gottes zerstört und die Juden weggeführt in die Gefangenschaft.
Jesus, der Sohn Gottes, wurde zu den verlorenen Schafen Israels gesandt. Er lud sie ein, umzukehren und zu Gott zu kommen, und warnte sie vor dem Gericht Gottes, falls sie im Ungehorsam verharren würden. Der Sohn Gottes wurde jedoch von den Leitern des Volkes verworfen und sie veranlaßten, daß er am Kreuz getötet würde. Aber sogar nach seinem Tod und seiner Auferstehung gab ihnen Gott die Möglichkeit, umzukehren und Jesus anzunehmen. Wenn sie dies getan hätten, wäre Jesus sehr bald wiedergekommen, vielleicht sogar schon vor 40, und hätte die lang ersehnten Zeiten der Erquickung gebracht und die Erfüllung der guten Verheißungen der Propheten im Alten Testament (Apg. 3, 17 – 21). Die Apostelgeschichte beschreibt jedoch, wie die Türen für das Evangelium in Israel immer mehr zugingen. Im Jahr 70 wurden dann Jerusalem und der Tempel Gottes zerstört, und die Juden wurden zu einer verstreuten und angegriffenen Minderheit. Sie hatten ihr Zeitfenster verpaßt.
Zeitfenster in der Geschichte der christlichen Kirche
Als Jesus eine Prophetie über die Endzeit gibt, z. B. Mk. 13, sagt er die Zerstörung Jerusalems voraus und seine Wiederkunft kurz danach (Mk. 13, 24 – 27). Dies hätte bedeutet, daß Seine Wiederkunft kurz nach dem Jahr 70 stattgefunden hätte. Diese Wiederkunft Jesu geschah aber nicht im 1. Jahrhundert, und sie ist bis heute noch nicht gekommen, und die gesamte Schöpfung muß deshalb bis heute furchtbar leiden (vgl. Röm. 8, 20 – 24). Wurde hier ein Zeitfenster verpaßt?
In Mt. 28, 18 – 20 sagt Jesus, daß Ihm alle Gewalt im Himmel und auf Erden verliehen ist, und Er befiehlt Seinen Jüngern, hinauszugehen und alle Völker zu Jüngern zu machen. Er verspricht ihnen, daß ER bei Ihnen sein wird bis zur Vollendung dieser Weltzeit. Es sieht so aus, daß sich mit Pfingsten ein Zeitfenster dafür öffnet, alle Nationen zu Jüngern zu machen und zwar zu Lebzeiten der 11 Jünger Jesu. Dies würde auch zum 2. Kommen Jesu im Jahr 70 oder kurz danach passen. In der Apostelgeschichte lesen wir jedoch, daß die Jünger in Jerusalem blieben und nicht hinausgingen zu den Völkern. Gott brauchte dann die Verfolgung, die sich nach dem Tod des Stephanus erhob, daß christliches Fußvolk und Philippus, der nur zur Lebensmittelverteilung eingesetzt war, die Samariter evangelisierten und andere normale Christen die Griechen in Antiochia. Danach gingen die Apostel oder ihre Sendboten hinaus, um das zu prüfen, was Gott bereits getan hatte. Und es waren Barnabas und Paulus, die nicht zu den Elfen gehörten, die zu den Heiden gesandt werden konnten. Noch in Apg. 15 gelten sie als die einzigen, die zu den Heiden gesandt waren. Dies ist dann aber im Jahr 50, 20 Jahre nach Jesu Auferstehung und nach Pfingsten. Der Dienst der Apostel war von Gott eingesetzt und brauchte eine besondere Berufung. In den Aposteln war Jesus gegenwärtig und leitete die Kirche. “Wer euch hört, der hört mich.” (Lk. 10,16) Die Kirche ruht auf der Grundlage der Apostel und Propheten. Später sammelte die Kirche alle noch greifbaren Schreiben der Apostel und ihrer unmittelbaren Schüler Markus und Lukas im Neuen Testament, das dann heute im Leib Christi die letztverbindliche Autorität ist. Den Dienst der Apostel abzulehnen bedeutet letztlich, die Herrschaft Jesu abzulehnen. Eine solche Ablehnung beginnt schon in der Gemeinde in Korinth und wird sehr deutlich in 3. Joh. 9. Dazu kam, daß der Kaiser Nero im Jahr 64 einen Sündenbock suchte, nachdem ein großes Feuer Teile seiner Hauptstadt Rom in Schutt und Asche gelegt hatte, und sich das Gerücht hielt, er habe die Stadt selber angezündet. Viele Christen wurden hingerichtet, und das Christentum im ganzen römischen Reich verboten. Alle Apostel wurden aufgespürt und hingerichtet, und nur der Apostel Johannes überlebte durch ein Wunder. So schrumpfte das Zeitfenster dafür, die Völker zu Jüngern zu machen, von 40 auf 14 Jahre. Viele Nationen weltweit waren nicht erreicht worden, und soweit ich weiß war es bis dahin nicht gelungen, ganze Nationen zu Jüngern zu machen. Vergleicht man die Schriften der Apostel mit den Schriften der nachapostolischen Zeit, so muß man eine katastrophale Abnahme des geistlichen Niveaus feststellen. Anstelle von Frischkost, die der Heilige Geist gegeben hatte, verließ sich die Kirche weitgehend auf Konserven, die sorgfältig bewahrten Traditionen aus der apostolischen Zeit. Die Kirche konnte nicht länger ihre Einheit bewahren und trieb die Christen mit jüdischem Hintergrund hinaus. Und im 4. Jahrhundert begann die Kirche, sich auf den Schutz des Staates zu verlassen. Dies machte dann eine erfolgreiche Arbeit unter Muslimen unmöglich.
So wenige waren bereit, sich von Gott senden zu lassen, daß die türkischen Stämme im 10. und 11. Jahrhundert nicht erreicht wurden, sondern später Muslime wurden und besonders stark für die Ausbreitung des Islam kämpften. Der Herrscher des Mongolenreiches in China bat um 50 christliche Missionare, und es kamen schließlich 2. Im 19. Jahrhundert öffnete sich das japanische Kaiserreich dem Westen, aber die Christlichen Missionare damals waren zu wenige und zu schwach, um Japan für Christus zu gewinnen. Dies wiederholte sich, als Japan 1945 kapitulierte und für einige Jahre gegenüber dem Evangelium sehr offen war, aber nicht genügend Missionare kamen. Inzwischen ist Japan wieder ein extrem schwieriges Missionsfeld.
Konsequenzen für uns uns
Wenn uns Gott zu etwas ruft, müssen wir fragen, wie und wann wir dies tun sollen. Wenn wir etwas auf später verschieben, was wir jetzt tun sollten, könnte es sein, daß es später nicht mehr möglich ist. Als Gott mich im Alter von 60 nach Thailand rief, gab mir jemand, der es gut meinte mit mir, den Rat, doch in Deutschland noch bis zu meiner Pensionierung zu arbeiten. Im Alter von 64 verringerte sich jedoch meine Herzleistung dramatisch, so daß ich es nicht gewagt hätte, die große Flugreise nach Thailand anzutreten.
Wir sollten Gott fragen, wie viel Vorbereitung wir wirklich noch vor unserer Ausreise benötigen. In meinem Fall hätte das Warten bis zur Pensionierung, eine vierjährige Bibelschule und ein einjähriger Sprachkurs bedeutet, meine Dienst in Thailand im Alter von 70 Jahren zu beginnen, 10 Jahre später, als ich ausreiste.
Wir leben heute in turbulenten Zeiten, die auch die Finanzen treffen. Wenn mich Gott ruft, einem Missionar eine bestimmte Geldsumme zukommen zu lassen, könnte ein Aufschieben bedeuten, daß man hinterher nicht mehr genug Geld dafür hat.
Für all dies benötigen wir eine sehr klare Führung durch den Heiligen Geist.